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Keine Punkte zu sprechen ist eine phonetische „Volkskrankheit“. Denn wir alle neigen dazu, ohne Punkt und Komma zu reden und zu reden und zu reden. Fast schon so, wie die Moderatoren in der morgendlichen Radio-Sendung, die sich gerne gegenseitig darin übertrumpfen, auf keinen Fall einen Punkt zu sprechen… (achtet mal darauf.)

Das Problem: ohne einen gesprochenen Punkt werden aus klaren Ansagen vage Fragen oder verzettelte Aufzählungen! Die Stimme geht am Satzende nicht runter, sondern rauf – und klingt dann wie eine Frage und eben nicht wie eine deutliche Aussage.

Wenn ich möchte, dass jemand etwas Bestimmtes tut oder lässt, wenn mir wirklich ernst ist, was ich sage, dann macht das „WIE ich sage, was ich sage“ den entscheidenden Unterschied.

Satzzeichen wurden erfunden, damit wir dem geschriebenen Text leichter den Sinn entnehmen können. Ohne Punkt und Komma würde ein Text miss- und sogar unverständlich sein. Das ist in der gesprochenen Sprache auch so.

Und woran liegt es jetzt, dass viele von uns so selten Punkte sprechen?

Klare Ansagen und eindeutige Aussagen können manchmal heikel sein. Besonders dann, wenn wir dafür einstehen müssen, was wir gesagt haben. Da spielt uns dann unser Unbewusstes einen Streich und setzt einfach – auf der Tonspur – ein Fragezeichen ans Ende der Ansage…

Die Fähigkeit, klare Aussagen zu machen, beginnt mit der Sensibilisierung für den hörbaren Unterschied. Probiere doch mal aus, ob Du den Unterschied hören kannst. Experimentiere ein bisschen, sag zum Beispiel laut, wie Du heißt:

„Guten Tag, mein Name ist…“ (Du nennst hier Deinen Namen.)

Und? Wie klingt es, was Du da sagst? Klingt es wie eine klare Ansage oder eher nach einem „leisen Zweifel“ darüber, wer Du bist?

Eine kleine Unterscheidungs-Hilfe für hörbare Grammatik

So sprichst Du „auf den Punkt“:

  • Deine Stimme geht am Ende des Satzes nach unten.
  • Du beendest Deine Aussage, indem Du Deine Stimme nach unten „absetzt“.

So lässt Du „eine Frage offen“:

  • Deine Stimme geht am Ende des Satzes nach oben.
  • Du beendest Deine Frage, in dem Du Deine Stimme oben „auflässt“.

Beides kommt in der Aufzählung vor:

  • Du reihst „offene Enden“ so lange aneinander, bis Du am Ende einen „Punkt machst“.

Zwei Übungen, die Dir helfen können, Punkte in Deine Sprache zurückzuholen

Übung 1:

Benenne vier verschiedene Gegenstände im Raum um dich herum. Achte dabei darauf, dass Du immer am Ende des Wortes einen Punkt sprichst, also mit der Stimme nach unten gehst. (Es hilft, wenn Du zwischen den einzelnen Gegenständen Pausen machst…)

Beispiel: „Tisch.“ „Stuhl.“ „Teppich.“ „Schrank.“
(Achte doch mal darauf, wie viel schwieriger es ist, etwas auf den Punkt zu sprechen, was sich über Deinem Kopf befindet. Beispiel: „Lampe.“)

Übung 2:

Zähle langsam laut bis Fünf. Sprich nach jeder Zahl einen Punkt:
„Eins.“ „Zwei.“ „Drei.“ „Vier.“ „Fünf.“

Vermutlich wird es Dir vor allem bei der „Vier“ schwer fallen, Deine Stimme nach unten zu führen. Das liegt daran, dass wir bei Aufzählungen stimmlich ankündigen, dass sie gleich vorbei sein wird. Wir führen deshalb nach dem vorletzten Element der Liste unsere Stimme noch mal besonders deutlich nach oben. Solche Gewohnheiten können wir nur schwer wieder loswerden. Genau gegen diesen Gewohnheits-Widerstand ist der Übungseffekt für mehr Punkte in Deiner Sprache jedoch am deutlichsten.

Hier noch zwei Tricks, die Dich beim Üben unterstützen werden:

  1. Höre Dir selbst zu! Übe Dich so oft es geht in lockeren Situationen darin, Dir selber beim Sprechen wirklich zuzuhören.
  2. Benutze Deine Hände beim Sprechen (und in den Übungen): wenn Du mit dem Ende Deiner Aussage Deine Hand nach unten führst, geht auch deine Stimme automatisch nach unten.

Wie Deine Hände Dir beim Sprechen noch helfen können, darüber unterhalten wir uns in einer der kommenden Episoden.

Wenn Du zu diesem Thema noch Fragen oder Ideen hast, dann schreib uns hier unter den Shownotes in die Kommentare oder schick uns per Messenger oder E-Mail eine Nachricht. Wir freuen uns auf Dein Feedback!

Shownotes

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Credits

Episoden-Bild: Hermes Rivera, Unsplash.

Unsere Portrait-Fotos: Nina Grützmacher.

Podcast-Postproduktion, Januar bis Juli 2021: Dirk Kuckertz, Tonwerk Eschweiler.

Musik, ab 31.12.2020: „Funky Illusion“ von Pavlo Butorin (PremiumBeat),
bis 17.12.2020: „Endless Possibilities“ von Peter McIsaac Music (PremiumBeat).